Überraschend und kurios holt Frank Dangelmeyer den Sieg im B-Turnier der Staufer Open, der mit beachtlichen 185 Spielern besetzt war. Wir gratulieren Frank zu seinem Erfolg!
Tilo Balzer, der ebenfalls zusammen mit Bozo Starcevic und Helmut Strehlau, am Turnier teilnahm, schrieb dazu einen Bericht:
Das Staufer Open (vom 2. – 6. Jan.) in Schwäbisch Gmünd ist eines der größten Schachturniere in Baden Württemberg. Gespielt werden 9 Runden.
In der A-Gruppe kämpften 204 Teilnehmer vom GM bis 1700-DWZler. Es siegte GM Vladimir Burmakin (an 3 gesetzt) mit 7 Punkten vor weiteren 5 GMs mit ebenfalls 7 Punkten. Dass Oberschwabens Spitzenspieler Holger Namyslo aus BC nur den 64 Rang belegte zeigt wie stark das Turnier (in A und B) besetzt ist.
In der B-Gruppe nahmen 185 Spieler bis zu einer DWZ/ELO von 2000 teil, darunter Frank Dangelmayer, Helmut Strehlau, Bozo Starcevic und ich. Leider musste Helmut schon am 2. Tag wegen starker Magenschmerzen abreisen. Mit einer DWZ von 1905 war Frank an 11, Bozo (ELO 1933/startete für Tettnang) an 6 und ich (DWZ 1761) an 49 gesetzt.
Zum Turnierverlauf in B:
Bei nur 2 Remisen in der 2. und in der vorletzten Runde gewann Frank die B-Gruppe sensationell mit 8 Punkten und hatte dabei die stärksten Gegner. Den 2. Platz belegte Ulrich Junger (7,5) vom SV Ebersbach (an 1 gesetzter Turnierfavorit) vor Antal Vengring (7) von Post Ulm. Frank wurde an den Spitzenbrettern nichts geschenkt und nicht selten gingen seine Partien über mehr als 4 Stunden. Während ich abends schon meine zweite Halbe bestellte, saß er noch an seiner Partie. Mit 6 Punkten kam Bozo auf den 26. Rang und ich wurde mit 5,5 Punkten 42. Mit meinen 5 Remisen trete ich so langsam in die Fußstapfen von unserem Erich Bertele (aber immerhin 3 Siege und nur eine Niederlage in der 1. Runde gegen Simona Gheng –s.u.- nach langem Kampf).
Der kurioseste Turniersieg in der Schachgeschichte:
In der letzten Runde kam Frank gegen Simona Gheng (spielt für Deitzisau). Als 3.-gesetzte einer der Turnierfavoriten. Frank ging mit einem halben Zähler Vorsprung in die Partie und es war klar, dass seine Gegnerin auf Sieg und damit auch auf den Turniersieg spielen würde. So stellte sich Frank auf einen harten Kampf ein und trank vor Aufregung und/oder als Doping eine Tasse Kaffee im Turnierhaus, obwohl er zuvor ausgiebig gefrühstückt hatte (u.a. bei Kamillentee). Dass sein Auto am Morgen nach -14 Grad Kälte in der Nacht zunächst nicht anspringen wollte, hatte er zu diesem Zeitpunkt vergessen. Frank hatte Weiss und es kam die Drachenvariante auf’s Brett, ein Abspiel der Sizilianischen Verteidigung. Es war ca. der 12. Zug, als Simona Gheng eine Figur von Frank schlug. Statt zurückzuschlagen zog Frank einen Bauern nach vorne und griff eine weitere Figur an. Dieser Zug war für Simona der Schock ihres Lebens und sie glaubte, nun eine Figur zu verlieren. Entnervt hab sie die Partie auf. Frank war wohl total überrascht und konnte ihre Reaktion zunächst gar nicht verstehen. Simona hatte nicht bedacht, dass sie ja schon eine Figur von Frank gewonnen hatte und bei einem Rückzug von einem der beiden angegriffenen Springer hätte sie wohl auch noch einen Bauern gewonnen. Und dies bei einer Turnierpartie um den Turniersieg bei Spielern um 2000 ELO ! Frank mag viele Erfolge vergessen, aber dieser ist einer für die Ewigkeit.
Zur Turnierwertung (B-Gruppe): Das Problem mit ELO/DWZ war allerdings auch, dass wir oft gegen Schüler/Jugendliche (teilweise 8 Jahre alt) spielten, die eine relativ niedrige ELO/DWZ hatten, aber zum großem Teil zum hessischen Talent-Kader gehören (Training für die größten Schachtalente) und weit über ihre ELO/DWZ spielen. So konnte ich gegen einen 1100er nur mit Mühe remis halten. Von meinen 9 Gegnern waren 6 (!) zwischen 11 und 18; die meisten davon 13-14 Jahre alt. So verlor ich trotzdem ich meinen gesetzten Rang um 7 Plätze verbesserte satte 29 DWZ-Punkte, ebenso wie Bozo, der immer „nur“ 12 Punkte verlor. Allein Frank konnte 35 Punkte auf 1940 DWZ gutmachen. Frank und ich hatten bislang keine ELO-Zahl. Nach seinem souveränen Sieg schätzte ich seine erste ELO auf weit über 2000. Tatsächlich wurde für ihn eine ELO von 1872 ermittelt (!), für Bozo nunmehr (er hatte vorher 1933) 1921 (obwohl 2 Punkte hinter Frank !!) und ich (halben Punkt hinter Bozo) liege nun fernab meiner DWZ bei ELO 1609. So ganz verstehe ich die Wertermittlung nicht.
Turnierort / Spiellokal: Schwäbisch Gmünd ist ein reizendes Städtchen; im Turniersaal herrschten optimale Bedingung und auch die Organisation war hervorragend.
Soweit ein kurzer Turnierbericht im neuen Jahr. Ich hoffe, er hat Euch auch etwas amüsiert. Unter http://www.staufer-open.de/ könnte ihr übrigens Näheres über das Turnier erfahren (auch aktuelle Auswertung).